Antifeministische Positionen und Gruppen treten immer häufiger öffentlichkeitswirksam in Erscheinung und sind eine Gefahr für uns alle. Sie sind Teil eines konservativen gesellschaftlichen Backlash, der über Fragen der Geschlechtergerechtigkeit weit hinausgeht. Und nicht nur das: Antifeministische Positionen sind ein Bindeglied für unterschiedliche, rückschrittliche politische Strömungen. Von der extremen Rechten über die AfD bis hin zu christlichen Fundamentalist:innen und anderen konservativen Akteur:innen sind sich alle einig: Eine vermeintlich homogene Gesellschaft ist bedroht durch die sogenannte »Abtreibungs-, Homo- und Translobby«. In diesen unsteten Zeiten halten sie fest an dem starren Gesellschaftsmodell der heteronormativen Kleinfamilie. Jegliche Abweichungen davon werden als »widernatürlich« dargestellt. Die allgemeine Abwertung von Weiblichkeit ist dabei wichtiger Bestandteil ihrer Ideologie. Die vorgeschobene Argumentation von natürlicher Rollenverteilung geht einher mit einer erwünschten Verdrängung der Frau aus dem öffentlichen hin in den privaten Raum. Patriarchale Strukturen werden als naturgegeben idealisiert, mit der Unterordnung der Frau gegenüber dem Mann und ihren »natürlichen« Aufgaben. Diese Rollenzuschreibung festigt die Fehlannahme von ausschließlich zwei biologischen Geschlechtern und damit verbundenen »naturgegebenen« Eigenschaften. Damit werden Frauen z.B. als schwach und über emotional dargestellt, sowie die Existenz von nicht-binären Menschen negiert.
Akteur*innen in Bonn & Bundesweit
Neben christlichen Fundamentalist*innen sind unterschiedliche rechte Gruppen ganz vorne mit dabei, wenn es darum geht, unsere Sexualität und Lebensplanung wieder ihren restriktiven Vorstellungen zu unterwerfen. Während ihre inhaltlichen Positionen in Bezug auf Geschlecht im Kern gleich sind, unterscheiden sich die unterschiedlichen Akteur*innen in ihrem Auftreten.
Gruppen der Neuen Rechten wie Revolte Rheinland treten sehr offensiv auf. So überklebte diese Kleinstgruppe im Juni 2023 den Regenbogen-Zebrastreifen am Bonner Busbahnhof mit Deutschlandfarben und verteilte dazu Flyer, die verstörend und eindeutig ihre Ablehnung gegenüber trans*-Menschen zeigen.
Die extrem rechte Frauengruppe Lukreta, welche personell eng mit der örtlichen AfD verbandelt ist, versucht seit einiger Zeit vor allem auf Social Media Femizide und sexualisierte Gewalt für ihre rechte Hetze zu instrumentalisieren. Ihre Erzählung ist die von braven, jungen Mädchen, die nicht durch männliche Gewalt im Allgemeinen, sondern ausschließlich von migrantisierten Männern bedroht wären. Es ist offensichtlich das Ziel, ihre rassistische Ideologie in neuem Gewand in die Mitte der Gesellschaft zu tragen. Der Deckmantel vermeintlicher Frauensolidarität zum Zweck der rassistischen Hetze ist ein wiederkehrendes Narrativ dieser Gruppe(n).
Während die Bonner AfD Gruppen wie die Lukreta gerne nutzt, um sich »frauenfreundlicher« darzustellen, organisieren sie gleichzeitig Vorträge mit Themen wie »Warum Deutschland eine Remaskulinisierung braucht – Die Alternative ist männlich«. Hier wird klar, wie sie sich vom Feminismus in der eigenen Machtstellung bedroht fühlt.
Christliche Fundamentalist*innen versuchen heutzutage anschlussfähiger zu sein. Ihr altes Image der fanatischen Christen mit den weißen Kreuzen haben sie (größtenteils) hinter sich gelassen. Exemplarisch ist hier zum Beispiel die Gruppe ProLifeBonn sehen. Mit Luftballons und Blumen verteilen sie Flyer in der Innenstadt und posten »Infografiken« und Bilder von lachenden Babys in den sozialen Medien, die suggerieren sollen: Wir sind doch nur für »das Leben«. Wie kann man denn gegen uns sein? Ihre Begriffswahl, wie »für« etwas zu sein und Kinder »schützen« zu wollen, ist Teil ihrer Strategie.
Ähnliche Tendenzen sehen wir auch bei bundesweiten Organisationen, wie dem Bundesverband Lebensrecht, die mit ihrem s.g. »Marsch fürs Leben« das jährliche Happening für die Anti-Abtreibungsbewegung organisieren. Auf diesen Märschen werden in den letzten Jahren die weißen Kreuze gegen grüne Ballons und das monotone Herunterleiten von Bibelversen durch fetzige Popsongs ersetzt.
Zusammenfassung
Antifeministische Gruppen wollen weg vom verstaubten Außenseiter-Image hin zu einer hippen Jugendkultur. Teilweise verschleiern sie ihre Grundeinstellungen, teilweise zeigen sie ganz offen, dass sie jegliche Selbstbestimmung, sowie alternative Lebensentwürfen ablehnen und bekämpfen.
Es liegt an uns, dies zu verhindern und aufzuzeigen, wofür diese Gruppen eigentlich stehen: Antifeminismus, der die hart erkämpften Fortschritte auf dem Weg zur Geschlechtergerechtigkeit wieder abschaffen will. Sie sind nicht wirklich »für das Leben«. Sie sind dafür, dass jedes Leben genau nach ihren Wünschen und Vorstellungen beginnt, abläuft und endet. Für eine Abweichung von ihrer repressiven Norm ist kein Platz.
Was tun?
Es gilt, sich den Antifeminist*innen, egal in welcher Form oder Gruppierung, entschieden entgegenzustellen, sei es auf der Straße, in den Institutionen oder auch der eigenen Kirchengemeinde.
Ein wichtiges Datum dafür ist der Gegenprotest »My Body, my Choice« am 21.09. in Köln gegen den s.g. »Marsch für das Leben« der christlichen Fundis und anderer Rechte.