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Rechte Propaganda entlarven – Solidarische Strukturen aufbauen! Teil II

Als Bonner Bündnis gegen Rechts engagieren wir uns seit mehreren Jahren in Bonn gegen jede Art von rechten Umtrieben, egal ob AfD, Burschenschaften, Neonazis oder neue Rechte. Dieser Text ist der zweite Teil einer Reihe und soll zur Aufklärung über rechte Aktivitäten in Bonn beitragen.

Teil II: Rechte Studentenverbindungen und Burschenschaften

In Bonn gibt es eine Vielzahl von studentischen Verbindungen. Diese werben mit sehr preiswerten Zimmern, was bei explodierenden Mieten für viele auf den ersten Blick attraktiv erscheint. Allerdings ist hier Vorsicht geboten:  Eine erhebliche Zahl studentischer Verbindungen sind rechtsradikal bzw. haben rechtsradikale Mitglieder. Allen gemeinsam ist ein Regelwerk, dem sich alle Mitglieder unterordnen müssen. Dies soll einer Erziehung mit elitärem Führungsanspruch dienen, wobei sie festen Prinzipien und Ritualen folgen. Wie streng und antiquiert diese sind unterscheidet sich von Verbindung zu Verbindung. 

Denn das politische Spektrum der studentischen Verbindungen ist breit, wobei die Prinzipien fast aller Verbindungen autoritär und konservativ sind. Dies zeigt sich unter anderem daran, dass es sich bei Verbindungen normalerweise um reine Männerbünde handelt. Die meisten der Verbindungen sind in Dachverbänden organisiert. Diese Verbände dienen einer bundesweiten, oder sogar internationalen, Vernetzung und anhand der Zugehörigkeit lassen sich oft schon Rückschlüsse auf die Ausrichtung der jeweiligen Verbindung ziehen. 

Das extrem rechte Spektrum der Korporierten findet sich unter anderem in der Deutschen Burschenschaft. Gemäßigtere Verbindungen sammeln sich zum Beispiel in den Katholischen Dachverbänden. Affinität für konservatives und rechtes Gedankengut findet sich meist auch in den schlagenden Verbindungen und Burschenschaften. Diese bieten ideale Strukturen für neu-rechte und faschistische Ideenschmieden und nicht wenige Neonazis nutzen die Netzwerke studentischer Verbindungen und machen über diese Karrieren in Wirtschaft und Politik.

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Schlagende Verbindungen

Die Mitglieder lernen, Mensuren zu fechten. Dabei handelt es sich um einen Kampf unter Studenten mit scharfen Waffen. Bei pflichtschlagenden Verbindungen müssen die Mitglieder Mensuren fechten, die darauf ausgelegt sind, einander Narben, den sogenannten Schmiss, zuzufügen. In fakultativ schlagenden Verbindungen wird das Mensurfechten gelernt, es kommt jedoch nicht zu absichtlichen Verletzungen der Fechtpartner. 

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In Bonn sind vor allem zwei Burschenschaften besonders hervorzuheben. Die Alte Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn und die Burschenschaft Frankonia Bonn. 

Die Raczeks sind seit jeher das Paradebeispiel für extrem rechte Burschenschaften, sie lösen regelmäßig Kontroversen aus und fallen immer wieder durch Verbindungen in die extreme Rechte auf. 2011 gab es eine Debatte innerhalb ihres Dachverbandes um einen „Ariernachweis“, ausgelöst durch die Raczeks. Dieser sah eine Überprüfung von Anwärtern durch den Rechtsausschuss vor, welche „nicht dem deutschen Volke angehören“. Es gibt Verstrickungen der Burschenschaft in extrem rechte Parteien und Organisationen wie dem verbotenen „Aktionsbüro Mittelrhein“. Darüber hinaus stellen die Raczeks ihr Haus regelmäßig für Veranstaltungen mit Rechtsradikalen zur Verfügung oder beherbergen Mitglieder der Jungen Alternative. Ein Mitglied der Raczeks ist ebenfalls bei der „Revolte Rheinland“ aktiv (Siehe Teil I dieser Textreihe).

Eine weitere Burschenschaft, welche sich in den letzten Jahren durch Verbindungen zu AfD und anderen extremen Rechten hervortat, ist die pflichtschlagende Burschenschaft Frankonia in der Lennéstraße. Der Frankone Felix Cassel, Vorsitzender der Jungen Alternative NRW und bei der Bonner AfD aktiv, steht seit Jahren vor Gericht. Nach einer AfD Veranstaltung soll er in Begleitung eines weiteren Frankonen eine Gruppe Gegendemonstrierende mit einem Auto angefahren haben, dabei schleifte er, laut Aussage des Geschädigten, einen Gegendemonstranten noch mehrere Meter auf der Motorhaube mit. Weiterhin hat die Verbindung und Felix Cassel gute Kontakte zur Identitären Bewegung und weiteren Rechtsradikalen. Die Burschenschaft im Ganzen pflegt ein offenes Verhältnis zum Nationalsozialismus. In sozialen Netzwerken posten sie zum Beispiel Zitate von Ernst Jünger, einem rechten Schriftsteller und mitunter auch NS-Vordenker.

Extrem rechte Verbindungen, wie die gerade vorgestellten, bieten einen guten Nährboden für rechtsradikalen Nachwuchs und tragen, durch die lebenslange Mitgliedschaft und ihre deutschlandweiten Kontakte, zur Vernetzung der rechten Szene bei. Die Mitglieder solcher Verbindungen gelangen so oft in höhere Positionen in rechtsradikalen Parteien, Verlagen und anderen Gruppen. Daher ist für uns als Bündnis gegen Rechts klar, dass extrem rechte Burschenschaften weder an eine Universität noch ins Stadtbild gehören. Es ist wichtig, diese Strukturen aufzuzeigen und sich entschlossen gegen sie zu positionieren. Weder in Bonn noch anderswo darf Platz für rechtsradikale Burschenschaften und Verbindungen sein!

Wenn ihr Interesse habt, euch auch zu engagieren, nehmt Kontakt zu uns oder den Gruppen aus dem Bündnis auf. Ihr habt bei euch in der Nachbarschaft rechtsradikale Sticker und Plakate oder andere rechte Aktivitäten gesehen? Meldet euch bei uns per Mail oder Social Media.